Blogartikel von Jennifer West| Diätassistentin

Gesund abnehmen: Dein Weg zur Ernährungstherapie

Weniger Essen, die Kilos purzeln, das ist abnehmen. Punkt. So oder so ähnlich wird es immer noch gerne dargestellt. Für den dauerhaften Erfolg ist aber vor allem das WIE entscheidend. Eine gesunde Gewichtsabnahme ist das Ziel! Ohne Jojo-Effekt, mit Erhalt der Muskelmasse und wenn möglich, ohne Nebenwirkungen.

So vielfältig wie die Ursachen von Übergewicht und Adipositas sind, so vielfältig ist auch die Therapie. Aber worin unterscheiden sich seriöse und unseriöse Angebote und wo bekomme ich professionelle Hilfe?!

Gesund abnehmen Ernährungstherapie

 

Übergewicht hat viele Gesichter, die Therapie auch

Zu viel Essen, zu wenig Bewegung. Diese zwei Ursachen (oft in Kombination) sind mittlerweile den meisten bekannt und tatsächlich auch die größten Drehschrauben im Abnehmprozess.

Allerdings gibt es deutlich mehr Ursachen für Übergewicht, die einen fallen weniger ins Gewicht, die anderen mehr. Es kann sich ein richtiger Teufelskreis aus verschiedenen Ursachen bilden.

Abnehmen ist viel komplexer als oft dargestellt

Das macht uns auch bewusst, dass es doch etwas mehr an Therapie braucht als die nächste Brigitte-Diät.

All das, kann Einfluss auf dein Gewicht haben:

  • Medikamente
  • Krankheit (z.B. Schilddrüsenfehlfunktion)
  • Schwangerschaft
  • Veranlagung
  • Bewegungsmangel
  • Emotionales Essen/ psychische Faktoren
  • Schlafmangel
  • Ungünstige Ernährungsgewohnheiten (Werbung, Gesellschaft, Ständige Verfügbarkeit von Essen, falsches Wissen, Diäten)
  • Nikotinverzicht
  • Gendefekt (selten)
  • Wechseljahre

Wie viel Einflussfaktoren zählst du bei dir?

Die Therapie sollte daher natürlich auch auf die Einflussfaktoren abgestimmt werden. Einen Arzt aufzusuchen, bevor man mit dem Abnehmen beginnt, ist daher eine sinnvolle Entscheidung. Hierzu aber gleich mehr.

Eine dauerhafte und gesunde Gewichtsabnahme basiert grundsätzlich auf drei Bausteinen:

  • Ernährung (Gesund Essen/ Trinken, Mahlzeitengestaltung, Kochen)
  • Bewegung (Alltagsbewegung, Sport, Freizeitaktivität)
  • Verhalten (Essverhalten, Stressmanagement, Achtsamkeit, emotionales Essen, Körpersignale)

Ein umfangreiches Programm, das man nicht in einer Woche abarbeiten kann! So sind z.B. auch Präventionskonzepte für Übergewicht mit Themen aus allen Bereichen abgedeckt und müssen mindestens über 8 Wochen gehen.

Auf eigene Faust abnehmen ist nicht immer sinnvoll

Heutzutage findet man unheimlich viele Informationen im Internet, es gibt hunderte von Büchern mit passenden Ernährungsweisen und tausende Zeitschriften mit Diäten und Sportprogrammen. Ergänzt wird das ganze Angebot noch durch Infosendungen im Fernsehen und vielen heißen Tipps auf Social Media.

Eine Informationsflut vom allerfeinsten. Für was braucht man dann noch eine Beratung?

Und nicht nur die ganzen kostenlosen Infos sondern auch richtig teure Programme sind auf dem Markt, ob von Fitnesscoaches, Ernährungsberatern oder Ärzten.

Aber mal ganz ehrlich, das ist noch kein Qualitätsmerkmal.

Gewichtsabnahme ist immer individuell! Das kann dir kein vorgefertigtes Programm geben.

Bei Erkrankungen können manche Ernährungsweisen sogar richtig gefährlich werden. Ein kleines Beispiel sind die netten Abnehmshakes. Durch die krasse Kalorieneinschränkung verschlechtert sich die Herzleistung in den ersten Wochen enorm. Du bist gesund und munter, kein Problem. Wenn nicht brauchst du dringend ärztliche Begleitung, das gleiche gilt für Fastenkuren. Die Sinnhaftigkeit von Shakes und Fastenkuren stehen jetzt erstmal nicht zur Diskussion.

Dazu kommt noch, dass in Deutschland der Begriff Ernährungsberater nicht geschützt ist und es umso schwieriger ist, seriöse Angebote heraus zu filtern. Auch ein Arzt hat mit Ernährung wenig am Hut. Selbst Ernährungsmediziner haben eine nicht so umfangreiche Ausbildung, wie es zum Beispiel Diätassistenten haben (im Ernährungsbereich versteht sich). Abnehmprogramme, Diäten, usw. basieren oft nur aus kleinen Studien oder aus der Erfahrung/ Überzeugung Einzelner.

Das gleiche gilt natürlich auch für das Thema Bewegung! Einem völlig untrainierten Menschen irgendein Bewegungsprogramm aufzudrücken, macht wenig Sinn. Aber das ist ein Thema für die Sporttherapeuten!

Auf eigene Faust abnehmen ist also gar nicht so einfach. Je nach Alter und Gewicht solltest du zumindest vorher einen Check-Up beim Arzt durchführen um Erkrankungen auszuschließen.

Therapie Übergewicht Adipositas

Ein Besuch beim Hausarzt macht auf jeden Fall Sinn, wenn folgende Punkte auf dich zutreffen:

  • Dein BMI ist bereits im Bereich Übergewicht oder sogar im Bereich Adipositas und dein Taillenumfang ist erhöht (Abklärung von Begleiterkrankungen durch den Hausarzt)
  • Du hast bereits Vorerkrankungen oder schon bekannte Begleiterkrankungen, wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, etc.
  • Du hast ohne erkennbaren Grund zugenommen (Grund abklären lassen!)

Besonders bei bestehenden Begleiterkrankungen ist es wichtig, dass du nicht einfach irgendeine Diät machst sondern von einer Diätassistentin beraten wirst! Richtwerte für BMI und Taillenumfang findest du auf der Seite der Deutschen Adipositasgesellschaft.

Natürlich sagen diese Werte noch nicht, ob du gesund oder krank bist. Es ist nur eine erste Einschätzung. 

Bei dir ist alles okay und du möchtest auf eigene Faust abnehmen? Dann geht es jetzt ans richtige Filtern der Informationen und Programmen.

Beinhalten sie alle drei Bausteine zum Abnehmen (Ernährung, Bewegung, Verhalten)? Stehen richtige Fachkräfte dahinter? Wie individuell sieht das Programm aus und hast du einen direkten Ansprechpartner bei Fragen? Wird auf Erkrankungen eingegangen bzw. zumindest hingewiesen? Und das Wichtigste, passt die Ernährungsweise sowie Sportprogramm zu dir und deinen Alltag?

Hier findest du geeignete Ernährungsfachkräfte/ Diätassistenten

Zuallererst: Hilfe in Anspruch zu nehmen ist keine Schande. Auch, wenn du nur 3-4 kg abnehmen möchtest, kann dir professionelle Hilfe Zeit und vor allem Ärger mit gescheiterten Abnehmversuchen ersparen. Hab also keine Hemmungen nach einer Beratung zu suchen.

Geeignete Ernährungsfachkräfte in deiner Umgebung findest du z.B. über den Berufsverband der Diätassistenten.

Auch deine Krankenkasse kann dir Auskunft geben. Hier kannst du auch direkt nachfragen, ob deine Krankenkasse eine Ernährungsberatung bezuschusst und unter welchen Voraussetzungen. Auch Onlineberatungen können bezuschusst werden!

Wenn du lieber in der Gruppe abnimmst, findest du auf der Webseite deiner Krankenkasse zertifizierte Kurse in deiner Umgebung. Auch Selbsthilfegruppen geben die Möglichkeit zu einem Austausch.

Fakten zum Beruf der Diätassistentin:

  • Heilberuf
  • 3 jährige Berufsausbildung
  • Staatlich geprüft (Examensprüfung)
  • Ernährungsberatung (präventiv, Gesundheitsförderung)
  • Diättherapie (Beratung bei verschiedenen Krankheitsbildern z.B. Zöliakie, PKU, Mangelernährung, Krebs, Gicht und vieles mehr)
  • Es wird nicht nur diätetisch beraten sondern auch diätetisch gekocht
  • Arbeitsplatz: Krankenhaus, Rehaklinik, Arztpraxis, selbstständige Ernährungspraxis, Altenheim, etc.

Wichtig zum Begriff Ernährungsberater:

Ernährungsberater haben keine einheitliche Grundausbildung. Der Begriff ist einfach nicht geschützt und es reicht ein Fernlehrgang oder Wochenendkurs um diesen Status zu erlangen.

Ernährungsberater dürfen auch nur präventiv tätig werden, sprich über eine gesunde Ernährung aufklären. Auch die Krankenkassen unterstützen diese Form der Beratung nicht.

Nebenwirkungen beim Abnehmen – Eine langsame Gewichtsabnahme ist das A und O!

Für viele steht ein hoher, schneller Gewichtsverlust für eine erfolgreiche Diät/ Ernährungsumstellung. Die Kilos purzeln und die Motivation steigt. Das ist natürlich ein wichtiger Faktor, aber oft wird vergessen, dass ein schneller und hoher Gewichtsverlust auch gesundheitliche Folgen haben kann!

Besonders, wenn man bereits Vorerkrankungen hat.

Ganz oben mit dabei ist die Bildung von Gallensteinen.

Der Abbau von Fett bedeutet für den Körper erstmal Stress! Die Leber muss plötzlich mit vielen, aus dem Fettgewebe freigesetzten, Stoffen klar kommen. So verarbeitet die Leber nicht nur einiges an Fettsäuren sondern auch Abbauprodukte von Medikamenten und Umweltgiften. Das kann im schlimmsten Fall zur Schädigung von Lebergewebe führen.

Auch Gichtbeschwerden können sich erstmal verschlimmern.

Mach deine Motivation nicht von einem schnellen Gewichtsverlust abhängig sondern denk an die Gesundheit deines Körpers.

Neben dem Gewicht auf der Waage solltest du auch deine Körperumfänge berücksichtigen und dich grundsätzlich auf dein Wohlbefinden konzentrieren.

0,5-1 kg Gewichtsverlust pro Woche ist spitze und ausreichend! Selbst bei einem Gewichtsverlust von 1 kg im Monat machen das am Ende des Jahres 12 kg!

Eine langsame Gewichtsabnahme schützt dich auch vor dem Jojo-Effekt und vor Verlust der Muskelmasse.

Natürlich gibt es auch Ausnahmefälle, wo ein schneller Gewichtsverlust dringend nötig ist. Dies sollte aber wieder nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.

Merke, ein hoher und schneller Gewichtsverlust fördert:

  • Den Muskelabbau
  • Einen Jojo-Effekt
  • Gallensteine
  • Eine Erhöhung der Harnsäure (Risiko Gicht)
  • Mangelerscheinungen (z.B. Haarausfall)
  • Erhöhung der Leberwerte

Learning: Diese 5 Fehler solltest du beim Abnehmen vermeiden

Zu viel auf einmal wollen

Denk immer an eine gesunde Gewichtsabnahme. 10 kg in 2 Wochen hört sich gut an, ist aber langfristig nicht zielführend.

Dich durch alle möglichen Diäten und Programme testen, nach dem Motto, mal sehen was diesen Frühjahr „in“ ist.

Unser Körper will keine 4 Wochen Ernährung, er will dauerhaft gesund und ausgewogen essen.

Fünf Fehler beim Abnehmen

Deine Gesundheit nicht ernst nehmen und lieber selbst vor dich hin probieren, bevor du Hilfe in Anspruch nimmst.

Je mehr Gewicht du abnehmen willst, desto wichtiger ist es sich im Vorfeld gut zu informieren. Spring nicht einfach auf irgendeinen Zug auf, lass dich vom Arzt untersuchen und frage bei deiner Krankenkasse nach verschiedenen Angeboten.

Auf „falsches“ Fachpersonal vertrauen.

Frage immer genau, welche Qualifikation hinter einer Person oder einem Titel steht. Auch wenn der Dr. im Titel super seriös wirkt, muss das Fachgebiet nicht die Ernährung sein.

(Super spannend zu beobachten bei Infosendungen zu Ernährungsthemen im Fernsehen. Wie oft steht bei einem Kurzinterview einfach nur „Arzt xy“ oder „Ernährungsberater xy“ drunter. Aber das ist ehrlich gesagt wieder ein ganz anderes Thema…)

Abnehmen nur von einer Seite betrachten

Es gilt immer: Ernährung, Bewegung, Verhalten

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